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Komisch: Beim Wein ist angeblich „Natürlichkeit“ der Megatrend – und dann sieht man auf den Terrassen zwischen Nordkap und Neapel den touristischen Megatrend in Form von überdimensionalen Gläsern mit chemieschwanger funkelnden Flüssigkeiten in allen Farben und urwaldhaft wuchernden Dekoelementen. Weil es angeblich so gut aussieht und nicht wirklich grauslich schmeckt, ziehen sich erwachsene Menschen von früh bis spät wie die Lemminge ihren Aperol mit billigem Prosecco und Soda rein und futtern dazu fettiges Zeug aus dem Knabbersortiment einschlägiger Weltkonzerne.
Warum erwachsene Menschen freiwillig solche Chemiecocktails konsumieren, kann man nur mit Geschmacksverwirrung erklären. Eine kleine Zutatenliste auf dem Weg zum glitzernden Rot der Marktführer gefällig? Die künstlichen Lebensmittelfarbstoffe sind dem Vernehmen nach E 110 (Gelborange S) und E 124 (Cochenillerot A) bei Aperol und Tartrazin (E 102), Azorubin (E 122) und Brillantblau FCF (E 133) bei Campari. Früher stammte dessen intensives Ferrarirot vom natürlichen Lebensmittelfarbstoff Karmim (E 120), der aus aus Cochenille-Schildläusen gewonnen wurde. 2006 entschied das Unternehmen, auf künstliche Farbstoffe umzustellen, damit der Campari als vegetarisch durchgeht. Kenner schwören, dass der Campari seither flacher, bitterer und zugleich süßer schmeckt.
Ich habe im Sommer sowieso andere Vorlieben. Der Lackmustest für erfrischende Getränke war heuer wieder ein Fußball-Großereignis, nämlich die Euro 2024. Ich habe mir so ziemlich alle Spiele im Fernsehen angesehen, wodurch sich mein Verbrauch an kühlen Getränken entsprechend drastisch erhöht hat. Dass man spannende Spiele als alteingesessener Tifoso nicht allein mit Apfelsaft bewältigt, gilt in Fachkreisen als Binsenweisheit. Früher, als wir selbst noch spielten, floss nach dem Match das Bier in Strömen: je niedriger die Liga, desto höher der Verbrauch. Fünf bis sechs Halbe (Wienerisch: „Krügerl“) waren eher die Regel. Ganz klar: Das war eine andere, allerdings auf ihre Art auch sehr lustige Zeit. Heute siegt die Vernunft: Das erste Bier vor dem Anpfiff beim Private Viewing schmeckt wie eh und je, doch was dann? Ich will sicher nicht nach jedem Match zwei Kilo mühsam heruntertrainieren müssen. Und Aperol & Co haben in dieser Situation keinen Platz im Kader meines Kühlschranks.
Jetzt kommt der große Auftritt von Österreichs elegantester Allzweckwaffe im Kampf gegen den Durst in hitzigen Situationen: Der Spritzer wird eingewechselt. Niemals hätte ich in nervenaufreibenden Situationen wie beim Match Österreich gegen die Niederlande einem großen Wein die nötige Aufmerksamkeit geschenkt, aber der G’spritzte, an dem ich mich zwischendurch immer wieder labte, brachte nicht nur die willkommene Abkühlung für die vom Anfeuern heisere Kehle, sondern er schmeckte stilistisch elegant wie eine Körpertäuschung von weiland Johann Cruyff. Das ist mir deshalb in Erinnerung geblieben, weil es sich um den bestvorstellbaren Fußball-TV-Spritzer aller Zeiten handelte, der sicher auch davon profitierte, dass wir schließlich, als bei dieser EM noch alles in Ordnung schien, erstmals gegen Holland gewannen.
Aber weil man glückliche Momente, auch die im Glas, gerne festhalten möchte, gebe ich Folgendes zu Protokoll: Für einen guten Spritzer braucht es keinen Reserve-Wein und keine klassifizierte Lage. Das wäre so kontraproduktiv wie der Riesling Smaragd, den ein deutscher Weinjournalist einmal für Erdbeerbowle empfahl, wobei: Das wird wahrscheinlich sogar super schmecken. Beim G’spritzten ist weniger mehr – aber es braucht einen einfachen, botrytisfreien, guten, sauberen, nicht zu schweren Grünen Veltliner, Welschriesling oder Gemischter Satz mit einem frischen Säurezug. In der Steiermark funktioniert beim Match mit prickelndem Mineralwasser auch ein Weißburgunder Gebietswein, wobei der lokale Fachausdruck „Mischung“ für Spritzer an der Weinstraße fast wie „Maischung“ ausgesprochen wird. Ich habe solche Weine einmal altmodisch als „Weine, die schnalzen!“ bezeichnet. Und wie alles, was ganz einfach, aber dabei Weltklasse sein soll, zählen diese zu den anspruchsvollsten Kategorien der Kunst, also des Winzerhandwerks.
Mein Bruder Thomas hatte zu besagtem Spiel einen Grünen Veltliner Kamptal DAC von Bründlmayer zur Verfügung gestellt, also den „einfachen“ Gebietswein. Immerhin ist das für einen G’spritzten schon eine Starbesetzung, aber die funktioniert auch in dieser scheinbaren Nebenrolle perfekt. Der komplexere, hochwertigere und gehaltvollere Berg Vogelsang, auf den er beim Spiel gegen die Türkei bestand, kam da gar nicht so gut zur Geltung. Dieser Wein fordert mehr Beachtung, und die ging sich rein nervlich bei diesem verkorksten Spiel nicht aus. Ich sage nicht, dass wir mit dem Gebietswein gewonnen hätten, aber wer weiß. Als Trost nach dem Spiel war der Berg Vogelsang allemal am richtigen Platz. Für einen Sieg hätte wohl auch der Heiligenstein nicht gereicht, „wenn der Herrgott net will, nutzt es nix“. Fazit ist, dass die besten Gebietsweine von guten Weingütern die Spritzer-Starbesetzung und damit klar besser als gängige Liter- oder Containerware sind. Daher bestelle ich im Caféhaus meistens ein Achterl vom geeignetsten Flaschenwein glasweise und dazu Soda oder Mineral prickelnd. Wenn beides gut gekühlt serviert wird, habe ich eine gewisse Garantie für einen guten Spritzer, ohne Eiswürfel, ohne Zitrone, ohne Gurke, ohne Minze und ohne Schirmchen. Die überlasse ich getrost der Aperol-Fraktion und genieße die lässige Überlegenheit des wahren Kenners mit Österreichs unübertroffener Longdrink-Ikone, die bei uns korrekt G’spritzter heißt.
Diese beinahe slawische Anhäufung von Konsonanten ist aber auch hierzulande den meisten zu mühsam, sodass sich das einfachere „Spritzer“ im Volksmund durchgesetzt hat. Die Italiener lernten das Verdünnen von Wein durch Acqua gassata von Angehörigen des k. u. k. Militärs, die unter Radetzky in der Hitze der Poebene den Baristas die Vorzüge des Spritzers klargemacht hatten. Es dauerte ein gutes Jahrhundert, bis sich die italianisierte Variante „Lo Spritz“ am Stiefel als eigene Aperokategorie epidemisch durchgesetzt hatte. Und da die Italiener wohl die kreativsten Menschen der Welt sind, schwappte plötzlich ein Tsunami von bunt aufgemascherlten Spritz-Varianten widerstandslos über die Alpen und ließ unseren guten, puren G’spritzten in seiner schlichten Eleganz alt aussehen wie einen klassischen Puch 500 gegenüber der heutigen bunten Cinquecento-Vielfalt. Was nichts daran ändert, dass ein perfekter Spritzer ohne Schnickschnack jeden Hugo in die Wüste schickt. Aber bei einem fruchtigen Muskateller-Spritzer könnte man auch als Purist schwach werden. Der funktioniert allerdings am besten, wenn sonst nichts mehr geht: zum Beispiel am Ende eines langen Menüs, wenn man bis zum Digestif die ganze Dramaturgie abgespult hat und sich dann noch zum Abschluss der Durst meldet. Ich weiß, da fangen die Unentwegten wieder beim Champagner an. Aber bei mir heißt es dann: Pfiff, Pils oder Muskateller-Spritzer. De gustibus non est disputandum.
Unser Einkaufteam hat für Sie im Folgenden einige der besten Weine für einen idealtypischen G’spritzten, von Norbert Bauers gutem Liter bis zum erwähnten Bründlmayer Kamptal DAC Veltliner, zusammengestellt.
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