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Samstag, 23. Juli 2005. Martin Kušej, der Schauspielchef der Salzburger Festspiele, kocht beim Eröffnungsfest auf der Jedermann-Bühne vor rund 1.000 Zuschauern für ein Dutzend Stars und mich, die wir als Tischgesellschaft hinter ihm sitzen, ein dreigängiges Menü. Nebenbei interviewt er alle der Reihe nach. Typisch Kušej. Multitasking ist sein tägliches Brot. Auf einmal stimmt Rolando Villazón die Arie „La donna è mobile“ aus Verdis Rigoletto an. Das Publikum tobt und will mehr, vor allem von Anna Netrebko, die eisern ihre Stimme schont. Auch Thomas Hampson und Michael Schade sind anwesend. Ich bin für den Wein zuständig und sitze zwischen Tobias Moretti und Peter Simonischek: „Was sollen wir jetzt machen, ein Gedicht aufsagen?“ raunt mir letzterer angesichts dieser Opern-Übermacht ins Ohr. Immerhin gibt es jetzt Essen, auch für 70 Glückliche, die aus der Menge gelost werden, um hinter uns Platz zu nehmen – bekocht von Kušej und seinem Team.
Ein unvergessliches Erlebnis! Für WEIN & CO kocht der heutige Burgtheater-Direktor mit Nebenwohnsitz Triest einen Risotto mit Meeresfrüchten und gibt im Interview Einblick in die Verbindung von Kunst und Kulinarik.
Zuerst die Meeresfrüchte putzen. Venusmuscheln mehrere Stunden in eine große Schüssel mit Wasser legen (am besten über Nacht). Die Miesmuscheln gründlich in einem Sieb unter Fließwasser waschen und bürsten. Die Tintenfische ausnehmen, häuten (kann auch der Fischhändler machen), gut mit Wasser abspülen und in Ringe schneiden. Die Scampi schälen und den Darm entfernen.
Die Venus- und Miesmuscheln getrennt in je einen großen Topf geben. Zudecken, kurz mit Wasser aufkochen lassen, bis sich die Schalen öffnen. Dann das Kochwasser abgießen und filtern, die Muscheln von den Schalen trennen (einige mit Schale zur Dekoration aufheben).
Jetzt die Tintenfische garen. Selleriestange und Karotte fein schneiden und mit dem gehackten Knoblauch und Peperoncino in gutem Olivenöl in einer Pfanne glasig werden lassen, die Tintenfischringe dazugeben, etwas anschwitzen, mit einem halben Glas Wein ablöschen und so lange dünsten, bis sie weich sind. Inzwischen den Reis zubereiten. In einer großen Kasserolle die Zwiebeln mit Olivenöl sanft anschwitzen, Hitze erhöhen, den Reis etwas anrösten („tostatura“) und mit dem restlichen Wein ablöschen. Wenn der Wein verdampft ist, den Reis unter Zugabe des Muschelsuds weichkochen.
Die Scampi zu den nun weichgedünsteten Tintenfischringen geben, Petersilie einstreuen, alles gut vermischen und 5 Minuten leicht köcheln lassen – wenn nötig mit ein, zwei Schöpfern Fischsud oder Wasser aufgießen. Danach das Gemisch zum fast garen Risotto geben, gut durchmischen und zum Schluss die Venus- und Miesmuscheln unterrühren. Den Reis nun mit allen Zutaten fertig garen, mit Salz und Pfeffer abschmecken und zwei, drei Minuten rasten lassen. Auf flachen, heißen Tellern anrichten und mit den restlichen Muscheln mit Schale garnieren.
Anmerkung: Zum Aufgießen braucht man etwa 1,5 Liter Flüssigkeit. Wenn der Muschelsud nicht ausreicht, mit Fischsud, Gemüsefond, Suppe oder Wasser strecken.
Variante: Safranfäden zerreiben und kurz in etwas Suppe einweichen. Mit dem letzten Schöpfer unter den Reis rühren und kurz durchziehen lassen.
Die Italiener lieben „Bollicine“ zum Risotto: guten Prosecco oder einen guten Franciacorta. Beim Weißwein sind Chardonnay oder Ribolla (slowenisch Rebula) die Favoriten.
Willi Klinger: Wann hast Du eigentlich mit dem Kochen angefangen?
Martin Kušej: Da gibt es zwei Phasen: Die erste Phase war schon als Kind. Weil wir eine große Familie mit fünf Kindern und auch sehr katholisch waren, gab es bei uns zu allen Namens- und Geburtstagen Torten. Immer zwei Stück. Irgendwann, so mit 13, hat mir meine Mutter das beigebracht, und ab dann war ich für die Torten zuständig: Geburtstagstorten, Marmorkuchen, Biskuitrouladen etc. Das waren quasi meine ersten Koch-Erlebnisse.
Willi Klinger: Also hat die Mama Arbeit delegiert?
Martin Kušej: Ja, sozusagen „Kinderarbeit“! Damals ganz normal und für mich kein Problem. (lacht)
Willi Klinger: Und die zweite Phase?
Martin Kušej: Die war in Graz im Studentenheim in der Leechgasse. In unserer Stockwerk-Küche gab es immer unfassbar schrecklich schlechte Spaghetti mit noch schrecklicheren Saucen: Aus der Dose oder irgendwie betrunken in der Nacht unsinnig zusammengemischt. Ich sagte mir: „Das gibt’s ja nicht, eine Pasta muss doch schmecken!“. Fortan beschäftigte ich mich mit Pastasaucen und wie man die herstellt – schließlich saßen alle mit mir begeistert am Esstisch.
Willi Klinger: Aber wie funktioniert das im Kontext der Kunst? In der Geschichte der Kunst und der Philosophie gab es ja immer den Gegensatz zwischen Diätmoralisten, die dem Geist losgelöst von fleischlichen Genüssen huldigten, und den Vertretern des Sinnlichen…
Martin Kušej: Zu den Ersteren habe ich nie gehört.
Willi Klinger: Sonst würden wir nicht hier sitzen!
Martin Kušej: Genau! Mir erschließt sich auch nicht die Idee vom radikalen Verzicht als anzupeilendes Ideal. Klar, in einem ultra lebensfeindlichen Klima – aber wer will das schon?
Willi Klinger: Du warst immer jemand, der den sinnlichen Genuss auch als Teil eines künstlerischen Ganzen gesehen hat, oder?
Martin Kušej: Ich könnte nicht sagen, woher das kommt. Aber ich habe Sport studiert und Kunst. Ein gesunder, ausbalancierter Körper war für mich die Voraussetzung für Wohlfühl-Bewusstsein und damit für Kreativität.
Willi Klinger: Aber irgendwann gab es bei Dir dann dabei so eine Art Kernschmelze. Wann ist es dazu gekommen?
Martin Kušej: Es geht um das Prinzip der „Gastfreundschaft“. Ich habe mir vor Jahren angewöhnt, nach langen Wochen der Abwesenheit und Inszenierungen irgendwo in Europa meine Freunde und vertraute Theatermenschen zum Essen einzuladen, weil ich sie lange nicht gesehen hatte. Das war für mich eine Form der intensiven Kommunikation: Beim Essen beisammensitzen, sich wiedersehen und intensiv austauschen. Das ging weit über eine normale Gesprächsebene hinaus. Da entstanden schon neue Ideen und Projekte, im Kreise von Artverwandten und Kunstmenschen, die das gemeinsame Essen zusammenführte. Das Essen nach dem Prinzip der Gastfreundschaft schweißte uns zusammen und schuf eine geistige Verbindung, was man ja durchaus als Beginn eines künstlerischen Prozesses bezeichnen könnte.
Willi Klinger: Und wie ist der Wein in diese Welt des Martin Kušej gekommen?
Martin Kušej: Dem Wein verfallen bin ich 1985 durch einen gewissen Schauspieler namens Willi Klinger.
Willi Klinger: (Lacht)
Martin Kušej: Ja! Du weißt, dass wir damals gemeinsam am Landestheater Salzburg eine intensive Zeit hatten. Es gab zum Beispiel winterliche Saunaabende am Wallersee, nach denen Du noch mit uns anderen „Anfängern“ irgendwo hingegangen bist und meintest: „So jetzt trink’ ma noch an gscheitn Wein“ – das war dann ein erster Bründlmayer Chardonnay oder so was. Im Jahr eins nach dem Weinskandal gab es ja trotzdem schon tolle Sachen. Und da bin ich dem Wein verfallen. Also: Du bist schuld!
Willi Klinger: Noch nie in unserer langen Freundschaft war mir bewusst, dass wir uns genau in der Zeit des Weinskandals kennengelernt haben und dass wir auch Teil dieser kulturellen Erneuerung auf dem Feld der Weinkultur waren. Ich habe mich ja dann vom Theater verabschiedet und mich professionell mit Wein befasst. Du erinnerst Dich: Wir waren damals in der Regionalliga und wollten immer in der Champions League spielen, Du am Theater und ich beim Wein.
Martin Kušej: Ja, ich habe ja dann später in Salzburg auch mehrere Opern bei den Festspielen inszeniert und war 2005 und 2006 deren Schauspielchef.
Willi Klinger: Und dann hast Du ja viel in Deutschland gearbeitet: Berlin, Stuttgart, Hamburg und zuletzt die Intendanz am Münchner Residenztheater mit bedeutenden Inszenierungen, zum Beispiel „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“, für die Du 2012 den deutschen Schauspielpreis „Faust“ bekommen hast. Aber in Wien hast Du auch lange vor Deiner Direktion ab September 2019 große Erfolge gefeiert mit dem Nestroy-Preis 2006 für „Höllenangst“ und 2021 für „Agonie“. Mir sind auch „König Ottokars Glück und Ende“, der „Weibsteufel“ und zuletzt „Maria Stuart“ in bleibender Erinnerung.
Martin Kušej: Ich habe insgesamt eine unglaubliche Karriere gemacht, die mich dankbar und stolz macht. Ich hatte immer mit Menschen und Künstlern zu tun, die an mich glaubten und mit mir gehen wollten. Jetzt bin ich wieder in Wien gelandet und die Aufgabe Burgtheater ist echt toll und ehrenvoll. Ich nehme das gerne an, treffe aber immer noch oft auf Neid und Missgunst. Wie geht es eigentlich Dir damit?
Willi Klinger: Mich beneiden die Leute höchstens, weil ich für etwas gut bezahlt werde, wofür andere viel Geld ausgeben müssen, nämlich die Beschäftigung mit gutem Wein und Essen. Du lebst jetzt partiell auch in Triest. Darum hast Du ja heute für WEIN & CO einen Risotto mit Meeresfrüchten gekocht, der übrigens hervorragend gelungen ist! Was macht Triest mit Dir?
Martin Kušej: Ich bin ein Mensch des Alpen-Adria-Raums und war jahrelang immer wieder in Triest. Ich habe gespürt, dass mich diese Stadt anzieht und ich dort hingehöre. Vor allem, weil Triest eine Quintessenz aller Komponenten bietet, die meine Identität ausmachen: Meine große Italianitá! Dazu das Meer und die Sehnsucht nach der Ferne. Slowenisch ist dort genauso wichtig wie in Kärnten. Dem altösterreichischen Flair Triests kann man sich schwer entziehen. Dann die Weinberge des Collio über den Karst bis hinunter nach Istrien – sie sind Kulturlandschaft erster Güte. Und auch die Alpen sind ganz nah.
Willi Klinger: Mare e Monti?
Martin Kušej: Ja, klar! Besser europäisch geht’s auf dem ganzen Kontinent fast nicht!
Willi Klinger: Du trinkst ja gerne Weine mit Tiefgang, welche Weine haben es Dir zurzeit besonders angetan?
Martin Kušej: Ja, zum Beispiel Tiglat oder Darscho von Velich, oder auch bei den Steirern der Sauvignon Blanc Kranachberg vom Sattlerhof. Bei den Rotweinen habe ich den Château L’Hospitalet von Gérard Bertrand besonders gern.
Willi Klinger: Danke für das Gespräch!
Martin Kušej polarisiert wie kaum ein anderer Theater- und Opernregisseur unserer Zeit. Mit Hinter mir weiß nimmt er das Publikum zum ersten Mal mit in seine Welt: Kušej erklärt seine Provokationen und seine Verletzlichkeit, das lebenslange Leiden an seiner Heimat Österreich – und seine Sehnsucht nach einem Leben, das keine Vergangenheit und keine Zukunft kennt, sondern nur den Moment.
Was wäre ein Wein ohne ein gutes Essen, und was wäre ein gutes Essen ohne den Wein? WEIN & CO präsentiert Ihnen wunderbare Gerichte, die besonders gut zum Wein passen. Lassen Sie sich überraschen und kochen Sie mit!
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